Typisch österreichisch #3

2017-08-27

Duzen
In Österreich ist es wesentlich verbreiteter, fremde Menschen zu duzen, als in Deutschland. In der Hochschule reden zum Beispiel einige Kommilitonen Dozenten mit Vornamen an, teils sogar mit einem Spitznamen! Auch in Geschäften ist das Duzen relativ weit verbreitet. "Brauchst die Rechnung?" sagt die Kassiererin nicht nur zu jüngeren Kunden und es ist kein Problem "Gibst du mir bitte den Semmel mit Käse vorne?" an der Bäckerei-Theke zu sagen. Eine österreichische Kommilitonin erzählt mir letztens, dass sie sich mit so was in Deutschland schon mal böse Blicke geerntet hat. Kann ich mir durchaus vorstellen.

Leitungswasser

Gratis Leitungswasser ist in Österreich wesentlich verbreiteter als in Deutschland. Zum einen gibt es in allen Städten je nach Größe ein paar oder gleich dutzende öffentliche Wasserhähne auf Plätzen etc. Da kann man sich kostenlos Wasser auffüllen. Feine Sache! In Wien hat uns das sogar besser geschmeckt, als das gekaufte stille Wasser. Aus deutscher Sicht fast schon rätselhaft ist mir, warum man auch in vielen Restaurants kostenlos oder sehr billig Leitungswasser bestellen kann. Manchmal steht es sogar auf der Karte. Die ruinieren sich doch die besten Gewinnmargen! Aber als Gast ist es natürlich nett...

Zeitungen
In diesem netten Artikel der Tagespresse (das ist so etwas, wie die österreichische Version der Satire-Nachrichtenseite "Der Postillion"), wird (fiktiv) berichtet, wie österreichische Medien über ein und dasselbe Geschehnis berichten. Vielleicht etwas überzeichnet, aber man bekommt einen Eindruck, wie die Presselandschaft in Österreich so aussieht.

Schulsystem
Das österreichische Schulsystem ist (wie so vieles) ähnlich wie in Deutschland, aber bei Weitem nicht gleich. Los geht es für kleine Österreicherinnen und Österreicher wie für Deutsche in der Volksschule, die unserer Grundschule entspricht. Anschließend geht es für die meisten auf die Hauptschule. Ja, richtig gelesen. Die Hauptschule ist in Österreich etwas ganz anderes als in Deutschland. Dort verbringt man vier Jahre, bevor es zur dritten und in der Regel letzten schulischen Bildungsstation weiter geht. Allerdings hat der schlechte Ruf der Hauptschulen aus Deutschland etwas auf Österreich abgefärbt und immer mehr Hauptschulen werden in "Mittelschule" umbenannt. Passt ja eigentlich auch besser.

Nach der Hauptschule gibt es drei Optionen: Mindestens ein Jahr muss man noch zur Schule gehen, um seine Schulpflicht zu erfüllen und so etwas wie den deutschen Hauptschulabschluss zu bekommen. Des Weiteren gibt es verschiedene Handels- und Fachschulen, wo man nach 12 Jahren einen Abschluss macht. Die meisten meiner Kommilitonen waren jedoch auf einer HAK, HTL oder HLW. Dort macht man nach fünf Jahren (also 13 Schuljahren insgesamt) seine Matura, das österreichische Abitur. HAK und HLW haben einen betriebswirtschaftlich Schwerpunkt (mit Fachrichtungen wie zum Beispiel Tourismus), HTLs einen technischen (zum Beispiel Luftfahrt oder Informatik). Kapfenberg hat eine große HTL, auf die man aufgrund des hohen Ausbildungsniveaus sehr stolz ist. Ebenfalls in Kapfenberg befindet sich ein Bundesgymnasium und daneben ein gleichwertiges, aber andere Schwerpunkte setzende Bundesrealgymnasium. Dort macht man auch Matura und dies ist auch wie in Deutschland durchgehend nach der Volksschule möglich. Allerdings gibt es diese beiden Schulformen nicht so oft. Allgemein muss man sagen, dass es Österreich wesentlich öfter vorkommt, dass der Wohnort über die Schulart, die man besucht, entscheidet. In abgelegeneren Gebieten sind nicht immer alle Schulformen mit passenden Schwerpunkten vertreten. Zusätzlich zu den genannten Schulformen gibt es natürlich noch Waldorfschulen o.Ä. und so einiges mehr. Aber ich denke, das reicht zur Erklärung ;-). Weiteres bei Wikipedia.

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Dieser Artikel wurde zeitgleich mit dem Artikel "Alltagsnotizen #3" veröffentlicht.
Siehe auch: Typisch österreichisch #1 und Typisch österreichisch #2 .