Tag 7 - Von Kiel nach Lütjenburg

Von der großen Stadt Kiel geht es heute in die kleine Stadt Lütjenburg. Rund 65km liegen vor mir, also etwas mehr als an den bisherigen Tagen, aber auch nicht übermäßig viel. Lütjenburg ist der erste Ort auf meiner Tour, der nicht direkt auf der Strecke des Ostseeküstenradwegs liegt. In den Orten in der Nähe, die auf der Strecke liegen, hatte ich nichts Passendes mehr gefunden. Rückwirkend muss ich sagen, dass sich der Umweg von etwa 15km (hin und zurück) durchaus gelohnt hat. Lütjenburg ist ein nettes Städtchen. Aber fangen wir vorne an:

Um kurz vor zehn fahre ich in Kiel los und mache erst mal einen "Tankstopp". An der Holmbrücke gegenüber vom Bahnhof (sowie vor der Touristeninformation/Post) gibt es eine öffentliche Luftpumpe. Feine Sache!

Anschließend geht es parallel zur Förde durch Wohngebiete und später am Wasser entlang Richtung Norden. Leider ist der eigentliche Weg bei Möltenort aufgrund von Munitionsverladungen der Bundeswehr gesperrt und ich muss einen Umweg über Neuheikendorf und Brodersdorf fahren. Wieder 7km mehr auf dem Tacho.

Um 11:30 erreiche ich Laboe. Der Ort ist wohl am bekanntesten für sein Marineehrenmal und das U-Boot, welches man besichtigen kann. Da der Himmel sich immer weiter zuzieht, beeile ich mich rein zu kommen. Von den Eintrittpreisen bin ich etwas überrascht. Bisher habe ich auf meiner Tour immer wenige Euro Eintrittsgeld bezahlt, hier werden 9,50€ für ein Kombiticket verlangt. Dafür, dass es sich ja eigentlich um ein Mahnmal handelt, finde ich das recht viel.

Im Inneren des 85m hohen Marineehrenmals befindet sich auf den ersten Stockwerken eine Ausstellung zur Marinegeschichte, der ich aber ehrlich gesagt nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Ich war ja gestern im Schifffahrtsmuseum und so sehr interessieren mich die ganzen Wimpel und was hier sonst noch hängt auch nicht. Auf die Aussichtsplattform wollte ich eigentlich mit dem Aufzug hochfahren und später runtergehen aber es hat mich so irritiert, dass vorm Aufzug keine Schlange war, sodass ich dachte, es sei noch nicht der Richtige und weiter die Treppe hochgegangen bin :-). Nach einigen Stockwerken stellte ich dann fest, dass ich falsch war, dafür bot sich ein toller Blick in den riesigen Holraum des Denkmals.

Auf der kleinen Aussichtsplattform hat man einen schönen Rundumblick über die Kieler Bucht, die Ostsee und das Hinterland. Leider sehe ich schon, dass ich gleich aller Wahrscheinlichkeit nach nass werden werde.

Der Strand von Laboe:

Zum Mahnmal gehört auch ein großer Platz:

Als nächstes schaue ich mir das U-Boot gegenüber an. Sehr interessant und unglaublich, dass auf diesem wahnsinnig engen Raum so viele Männer gelebt haben. Durch das U-Boot führt nur ein Gang von vorne nach hinten, an dem auch die Betten liegen.

Kurz nach Laboe ist es dann so weit: Der Himmel öffnet das erste Mal auf meiner Tour seine Schleusen. Zum Glück bin ich mit Regenjacke, Regenhose, Packsack für den Rucksack sowie - für mich neu und wirklich sehr empfehlenswert - Schuhüberziehern sehr gut eingepackt und es ist nicht ganz so schlimm.

Die folgende Strecke könnte eigentlich sehr schön sein, aber bei dem Wetter hält sich das leider in Grenzen. Ich freu' mich trotzdem dran.

Am Mittag hört es nach rund einer Stunde endlich auf zu regnen und ich trockne meine Regensachen im Fahrtwind. Auf der Höhe von Schönberg mache ich kurze Abstecher ins Landesinnere zu den Ortseingängen. Warum? Darum :-):

Angeblich hat hier mal ein Fischer eine Planke gefunden, auf der Kalifornien stand und vor sein Haus gestellt. Ein anderer Fischer wollte dem nicht nachstehen und hängte ein Schild mit der Aufschrift "Brasilien" auf. So waren die Namen für die beiden Strandabschnitte geboren.

Die weitere Strecke ist wieder sehr schön und führt direkt am Wasser vorbei. Die DLRG-Rettungsschwimmer haben weiterhin recht wenig zu tuen.

Kurz nach meiner Mittagspause im schönen Naturschutzgebiet Schmoel ist leider ein zweites Mal Regen angesagt. Diesmal auch etwas heftiger, aber ich bin ja ausgestattet.

Zum Glück hört es auch dieses Mal nach weniger als einer Stunde auf. Die Strecke führt inzwischen durchs Landesinnere, an der Küste liegt (mal wieder) eine Kaserne. Von Behrensdorf mache ich noch einen kurzen Abstecher zum Leuchtturm Neuland.

Beim Leuchtturm gibt es auch einen schönen ruhigen Strand - zumindest wenn man nur in die eine Richtung schaut.

Hauptsächlich über Deiche geht es weiter in Richtung Hohnwacht, wo ich an der großen T-Kreuzung rechts nach Lütjenburg abbiege.

Um 18:20 komme ich in meinem Hotel "Lütje Burg" an. Mein Zimmer ist nicht mehr ganz modern, aber ich wurde sehr freundlich begrüßt und habe einen netten Blick auf den Markplatz der 5.500-Einwohner Gemeinde.

Nach der obligatorischen Verschnaufpause schaue ich mir die Stadt an. Fast alle Häuser sind mit rotem Klinker gebaut, ein sehr schönes Stadtbild.

Das Färberhaus am Marktplatz ist mit über 400 Jahren (Baujahr 1576) das älteste Gebäude der Stadt. Die Figur auf dem Brunnen ist "Hein Lüth", der Ende des 18. Jahrhunderts in Lütjenburg Nachtwächter und Ausrufer war.

Oben links der Bismarckturm:

Sogar der Kik ist hier in einem schicken Haus:

Hin und wieder gibt es auch ein wenig Fachwerk.

Zu Abend esse ich heute in meinem Hotel, welches auch ein Restaurant ist. Das ist natürlich wesentlich teurer als eine Pizza oder was ich sonst in den letzten Tagen gegessen habe, aber gerade nach dem Regen heute muss ich mir einfach mal was gönnen. Ich will mal wieder von einem Teller an einem richtigen Tisch essen.